Sonntags ans Schloß

Seit 1989 ist der Garten des Saarbrücker Schlosses jeden Sommer Treffpunkt für Jung und Alt, wenn es von Juni bis August heißt: "Sonntags ans Schloß". Dann genießen Fans von guter, handgemachter Musik und Eltern mit ihren Kindern die umsonst & draußen-Reihe des Kulturforums Regionalverband Saarbrücken an insgesamt zehn Sonntagen.

Die Matinée-Reihe morgens um 11 Uhr steht seit 1995 im Zeichen des Blueses. Highlights der letzten Jahre waren u.a. The Bluesanovas, Rozedale, Honey Creek, die Big Daddy Wilson Band, Thorbjørn Risager & The Black Tornado u.v.m.

Die Kids-Reihe nachmittags um 15 Uhr hält jedes Jahr Überraschungen bereit: Märchenklassiker, Mitmach-Theater, Zaubershows, Figurentheater & Improvisationstheater – das lässt Kinderherzen höher schlagen & die der Erwachsenen natürlich auch.

Die Soirée-Reihe abends um 18 Uhr bringen feine musikalische Überraschungen der akustischen Art auf die Schlossgartenbühne. Rock und Pop aus dem Singer/Songwriter-Genre, Folk & Americana stehen u.a. auf dem Programm. Highlights der letzten Jahre waren u.a. Bukahara, die Bananafishbones, Hiss oder das Hank Shizzoe Trio.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

Die Programme „Sonntags ans Schloß“ 2025 gibt es ab Mitte Mai u.a. in den Filialen der Sparkasse Saarbrücken, bei den Kultur- und Tourist-Infos der Region und in der Tourist Info im Saarbrücker Schloss – Fon: 49 (0)681/506-6006 – Mail:

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Trotz zeitweiligen Regens startete die beliebte Open Air-Reihe erfolgreich mit zwei neuen Bands, interaktiver Illusion und einem Publikum, das begeistert allen Wetterkapriolen trotzte

Ein „generationenübergreifender Treffpunkt“ und „Ort, an dem man sich wohlfühlen kann“: So sieht die neue Regionalverbandsdirektorin Carolin Lehberger das Saarbrücker Bürgerschloss. Und zum diesjährigen Saisonstart der Reihe „Sonntags ans Schloß“ strömte ein bunt gemischtes Publikum, als ob es ihre Begrüßungsworte bestätigen wollte - trotz unsteter Witterung. Nur die Harten kommen in den Garten! Unverdrossen saß man gut beschirmt jeden Wolkenbruch aus, hüpfte fröhlich über Pfützen und tanzte im Regen ausgelassen im Kies vor der Bühne, die morgens und abends jeweils einer neuen Band gehörte.

Lediglich das nachmittägliche Familienprogramm „Kids“ wurde vorsorglich in den Schlosskeller verlegt, wo solch ein Andrang herrschte, dass gar nicht alle eingelassen werden konnten. Der an Las-Vegas-Dimensionen gewohnte Illusionist Maxim Maurice bewies jedoch nicht nur magische Anziehungskraft, sondern dass er auch das kleine Format beherrscht: Bei seiner humorvollen Mitmach-Show für Kinder ab vier Jahren verblüffte der aus Schwalbach stammende deutsche Vizemeister der Zauberkunst (2014) mit allerlei ominösen Phänomenen: mit schwebenden Tischen, spurlos verschwindenden Socken, Münzen und Eheringen, wie von Geisterhand wuselnden Stoffzipfeln im Glas und allerlei Karten- und sonstigen Taschenspielertricks. Ganz große kleine Varieté-Kunst, für die Maurice etliche bezaubernde „Assistenten“ aus den Zuschauerreihen einspannte.

Für die Matinée hatte Claude Adam-Brettar, langjähriger künstlerischer Leiter der Reihe, eine junge Formation eingeladen, die bei ihrem Einstand gleich das Ticket für ein Wiederhören löste: Mit kernigem Bluesrock zwischen Tradition und Moderne spielte die „Sean Athens Band“ ein ausgeschlafenes „Hallo Wach!“ und verwöhnte einen mit nicht weniger emotionalen sanften Nummern, darunter Coverversionen sowie Stücke aus der Songschmiede des Frontmanns Sean Athens. Der Sauerländer war 2017 schon mal da, als Mitglied des Power-Trios „Chris Kramer & Beatbox’n’Blues“, und überzeugte nun sowohl am Gesangsmikro wie an der E-Gitarre als souveräner Bandleader, der obendrein sympathisch aus dem Bandkästchen plauderte. Mit sämigen, beseelten Soli und intensivem, kraftvoll schnörkellosem Gesang brillierte er bei Nummern in einem Spektrum von Muddy Waters bis Prince, während die Rhythmusgruppe ordentlich Druck machte und der Keyboarder (und Harp-Spieler) Max Paroth die Orgel mit wohligen Hammond-Sounds zünftig schäumen ließ.

Zugaben? Aber klaro. Da ließen sich die vier Jungs ebenso wenig bitten wie bei der Soirée „Moritz Kruit & Band“, die bei ihrem Saarland-Debüt jeden Schauer entspannt weg lächelten - als Nordlichter sind sie Schietwetter schließlich gewohnt. Kruit, fünffacher Preisträger beim „38. Deutschen Rock & Pop Preis“ 2020, beschreibt das Repertoire seines im gepflegten Retro-Look auftretenden Ensembles als „Soulpop“ – eine funky Mélange aus Akustik-Pop, Blues und Soul; mit eigenen Songs und Interpretationen von Hits von Größen wie Bill Withers oder Jimi Hendrix. Bei der Hörerschar kam der coole und angenehm unprätentiöse Auftritt bestens an: Der geschmeidig treibende E-Bass und das elastisch federnde Schlagzeug bildeten das relaxt groovende Fundament für die cleanen Gitarrensoli Kruits, der seine dunkle, kalkuliert rau klingende Stimme auch gern mal im höchsten Falsett schmachten ließ und dafür mehr als nur ein bewunderndes „Ohleck!“ erntete. Das organisch und dicht aufspielende Trio bescherte den perfekten Ausklang für einen rundum gelungenen Sonntag, der beim nächsten Termin hoffentlich wirklich sonnig wird - Adam-Brettars legendär guter Draht zum Wettergott muss beim Auftakt von irgendeinem Störsender boykottiert worden sein.

Text und Fotos: Kerstin Krämer