Jugendkultur und Sport

Zu den Kernaufgaben der Offenen Kinder- und Jugendarbeit gehören die Unterstützung und die Zusammenarbeit mit Jugendszenen. In direkter Zusammenarbeit mit den Jugendgruppen werden Angebote und Veranstaltungen geplant und organisiert.

Was bedeutet „offene Jugendarbeit“? Offene Jugendarbeit ist ein frei zugängliches Angebot, das Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit nutzen können. Der Begriff „offen“ hat dabei eine vielseitige Bedeutung. So ist die Teilnahme an Angeboten offener Jugendarbeit ohne Vorbedingungen, wie z.B. eine Mitgliedschaft möglich. Offene Jugendarbeit ist außerdem weltanschaulich neutral. Die Beteiligung an Angeboten der Jugendarbeit geschieht auf der Grundlage von Freiwilligkeit. Jugendarbeit an sich ist außerdem offen für die Themen, Interessen, Meinungen und Bedürfnisse, die Kinder und Jugendliche haben. Sie wird von Kindern und Jugendlichen mitbestimmt und mit gestaltet.

Ein Schwerpunkt der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ist das Entwickeln von Angeboten aus dem großen Bereich von Sport, Spiel und Geselligkeit.

Unsere Themen

Was in den 1970er Jahren als Trendsport begann, hat schon längst einen festen Platz in der Welt der Kinder und Jugendlichen eingenommen . Spricht man heute von Skatern und der Skateboardszene, so spricht man über eine erstzunehmende, gewachsene und gefestigte Jugendkultur. Die Unterstützung der Saarbrücker Skater-Szene hat eine lange Tradition in der Jugendarbeit. Gemeinsam wurden viele Anliegen und  Veranstaltungen umgesetzt. Immer spielten Hilfe und Vernetzung eine große Rolle. Dies zeigt sich in zahlreichen Beteiligungsprojekten wie die Neugestaltung von Skatanlagen, gemeinsame Fahrten zu Skateanlagen, Workshops und auch gemeinsamen sportlichen Wettbewerben .

Auch der Arbeitskreis Jugendkultur, der sich aus  Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jugendzentren zusammensetzte, nahm sich der Szene an. Er leistete Lobbyarbeit und gemeinsam wurde ein Skateevent ins Leben gerufen: die sogenannte „Above Board“-Skatetour. Vor allem die Skateanlagen in Püttlingen, Walpershofen, Völklingen, Dudweiler, Burbach waren Austragungsorte für diese Wettbewerbsserie. Hinzu kam ein Angebot für Skateboard-Begeisterte in den Wintermonaten in einer Saarbrücker Messehalle. Unterstützt wurde das Team von engagierten und fachkundigen jungen Leuten aus der Szene, die sich mit um Organisation, Durchführung, Bewerbung und die Jury kümmerten.

Die Zusammenarbeit mit der Skate-Szene im Regionalverband Saarbrücken erstreckte sich allerdings auch über die Wettbewerbsserie hinaus. Die jugendkulturellen Interessen stand dabei stets im Mittelpunkt . So unterstützten die Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter von Anfang an den Wunsch nach einem attraktiven Treffpunkt für die Skater in Saarbrücken und Umgebung. Auch dem Vorhaben einer Vereinsgründung und der in diesem Zusammenhang notwendigen Lobbyarbeit , schloss sich die Offene Kinder- und Jugendarbeit an. So entstand der Verein „Saar Skateboarding e.V.“. Ohne diesen wäre die Verwirklichung des neuen Skateparks im Saarbrücker Bürgerpark nicht möglich gewesen.

Jugendkulturarbeit setzt sich somit zum Ziel: Jugendkulturen mehr Raum zu verschaffen, innerhalb und außerhalb der Jugendzentren.

Jugendzentren sind Orte gelebter Jugendkultur. Gemeinsam mit Jugendlichen wird ständig versucht ein breites Spektrum an kulturellen Angeboten im Bereich Musik zu ermöglichen und weiter zu entwickeln. Hierbei ist die Partizipation der Jugendlichen, als Experten ihrer Jugend- bzw. Subkultur ein wesentliches Element. Denn was für Jugendarbeit im Allgemeinen gilt, trifft natürlich auch auf die kulturelle Jugendarbeit zu: Sie ist nur dann wirklich gut, wenn sie die Jugendlichen tatsächlich erreicht.

Die Räumlichkeiten unserer 15 Jugendzentren bieten vielerorts sehr gute Voraussetzungen und Möglichkeiten Veranstaltungen und Konzerte verschiedenster Musik- und Jugendszenen zu realisieren. Interne und externe Konzertgruppen organisieren gemeinsam mit den Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeitern der Einrichtung die jugendkulturellen Veranstaltungen. Bands werden engagiert, Verträge ausgehandelt, die Technik wird gebucht und aufgebaut, die Veranstaltung im Vorfeld über Presse, Printmedien und Internet beworben und ein Einsatzplan für den Tag des Events entworfen. Viele der Jugendzentren bieten vor allem auch den Musikbands aus den eigenen Probenräumen die Möglichkeit die Juz-Bühne zu erobern. Und hier werden alle musikalischen Sparten abgedeckt, von Hip-Hop über Alternativ-Rock, Punk-Rock oder auch Heavy Metal, je nach Nachfrage und Interessenslage der Jugendlichen.

Allen voran ist in diesem Zusammenhang das Jugendzentrum Försterstraße zu nennen, das bereits seit den 1970er Jahren zu den aktivsten Veranstaltungsorten im Bereich der Jugendkulturlandschaft im süd-westdeutschen Raum zählt. Bis zu dreimal pro Monat treten hier regionale, überregionale und internationale Künstler und Gruppen auf, die zahlreiche Konzertbesucher auch über die Grenzen des Saarlandes hinaus ins Nauwieser Viertel anziehen.

Aber auch in anderen Jugendzentren haben sich bereits feste Konzertreihen etabliert: So gibt es schon traditionell regelmäßige Hip-Hop-Events der Szene um das Jugendzentrum Folsterhöhe, die immer wieder Rap-begeisterte Jugendliche aus dem ganzen Saarland anlocken. Seit einigen Jahren bereits betreibt das Team des Juz Burbach die Konzertreihe „ Burbach Rocks“. Die Eventserie bietet sowohl Newcomer-Bands als auch überregional bekannteren „Acts“ die Chance vor gut besuchter Kulisse zu „performen“. Das Jugendzentrum Quierschied hat sich insbesondere der Aufgaben verschrieben, Jugendbands eine Plattform im Jugendzentrum zu bieten und die Realisierung der „Band-Premiere“ zu ermöglichen. Ebenfalls seit einigen Jahren betreibt das Juz Köllerbach mit seinem AK Jugendkultur die Konzertreihe „ Juz im Exil“. Das Team bietet Jugendbands und den mitarbeitenden jugendlichen Veranstaltern und Technikern die Möglichkeit des Auslebens ihrer musikalischen und kulturellen Interessenslagen.

Die Jugendzentren sind beliebte Trainings- und Treffpunkte für Jugendliche, die sich den verschiedensten Tanzstilen verschrieben haben. Der größte und ein bedeutender saarländischer Szenetreff ist das Jugendzentrum Försterstraße. Die zentrale Lage des Jugendzentrums in der Landeshauptstadt und die Bedingungen in der großen Halle sind ideal, um einfach den ganzen Tag zu tanzen, zu trainieren, die Technik zu verfeinern, sich auszutauschen und zu vernetzen.

Täglich treffen sich hier große Gruppen von Jugendlichen zum Freestyle Dance, zum Crumping oder zum Breaken. Die Szenen inspirieren sich gegenseitig, so dass von den Jugendlichen hier neue Moves und Trends ausgehen. Einige europaweit bekannte Tänzerinnen und Tänzer haben ihre Anfänge im Jugendzentrum Försterstraße gemacht und sind heute Berufstänzer. Dienstags und donnerstags gibt es in der Zeit von 16.00 bis 17.30 Uhr offene Workshops im Urban Dance. Seit 2014 ist auch das Breakdance-Battle Ready2Rumble zu seinen Wurzeln ins Jugendzentrum Försterstraße zurück gekehrt.

Doch nicht nur in der Försterstraße, auch in den Jugendzentren Dudweiler, Völklingen, Eschberg oder Malstatt wird getanzt. Hier kann man einfach reinschnuppern, bei Workshops mittrainieren, sich einer Formation anschließen oder mit der eigenen Tanzgruppe nach Raumangeboten zum Tanzen nachfragen. Einfach in den Jugendzentren anrufen und nachfragen oder direkt dort vorbeischauen!

Für viele ist Reiten mehr als nur ein Sport – es ist eine große Leidenschaft. Diese Tatsache haben die Jugendzentren Försterstraße und Friedrichsthal aufgegriffen und führen in Zusammenarbeit mit Reitvereinen vor Ort regelmäßig Reitprojekte mit kleinen Gruppen durch. Hier können Mädchen (und auch Jungen) alles rund um die Pflege von Pferden und das Reiten lernen. Das Reiten ist ein Angebot an feste Gruppen. Ein Einstieg ist in der Regel erst nach einer Wartezeit möglich. Interessierte melden sich im Jugendzentrum Försterstraße oder Friedrichsthal.

In den Herbstferien findet jährlich außerdem eine Reiterfreizeit speziell für Mädchen statt.

Parkour ist eine wettkampflose Sportart, bei der man den schnellsten Weg von Punkt A nach Punkt B sucht. Der Parkourläufer wird Traceur genannt, was so viel bedeutet wie „der den Weg findet oder eine Linie zieht“. Dabei spielt es keine Rolle ob der Weg durch die Stadt oder durch den Wald führt. Die Trendportart fand aus dem benachbarte Frankreich seinen Weg zu uns ins Saarland.

Pioniere wie David Belle machten die „neue Stadterkundung“ um das Jahr 2000 bekannt. Das Freerunning ist dem Parkour sehr ähnlich. Einen kleinen Unterschied gibt es aber. Im Gegensatz zu Parkour geht es beim Freerunning nicht  um den schnellsten und besten Weg von A nach B. Es werden vielmehr Tricks wie etwas Saltos eingefügt, um die Bewegung flüssiger zu machen. Im Freerunning gibt es auch Wettbewerbe, bei denen Schwierigkeit und Art der Bewegungen gewertet werden. Das Freerunning ist auch durch die Kampfkünste beeinflusst worden, daher ist Freerunning eine Mischung aus Parkour, Akrobatik und Kampfkünsten.

Weitere Regeln gibt es nicht. Bequeme Kleidung ermöglicht die durchaus akrobatischen und sehr körperbewussten Bewegungen und ist zugleich eine Art Dresscode der Jugendszene. Die Angebote der Jugendarbeit vereinen Methoden von Erlebnispädagogik, Jugendkultur-arbeit und Sportangebot miteinander. Oberstes Ziel ist aber immer der Spaß an der Bewegung und das gemeinsame Erlebnis. Dabei wird auch das Körperbewusstsein der Jugendlichen gestärkt. Über viele Jahre organisierte die Kinder- und Jugendarbeit zusammen mit Saarbrücker Parkour – Interessierten Workshops im Bürgerpark, einem überregional bekannten Treffpunkt der „Traceure“.

Sei es das Klettern am Fels, das Bouldern in der Kletterhalle,  Geocaching in der Natur oder der Besuch eines Hochseilgartens - die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jugendzentren entwickeln ständig neue Angebote, die die Interessen von Jugendlichen ansprechen. Hinzu kommen „Klassiker“ wie Mountainbike-Touren durchs wilde Gelände und auch ausgiebige Kanuausflüge auf Flüssen, Bächen oder auch mal am Bootshaus des nahen Losheimer Stausees.

Erlebnispädagogik heißt für uns: wieder bewusst die Natur zu erleben,  lernen sich in dieser zu bewegen  und sich selbst auszutesten. Bei viele unserer Angebote, wie bspw. Trekkingtouren, Waldübernachtungen und Wildnistage spielen auch Wald- und Naturpädagogik eine große Rolle. In diesen Bereichen ausgebildete pädagogische Mitarbeiter bieten diese Aktivitäten an und  begleiten die Jugendlichen Durch die gemeinsamen Aktivitäten in einer Gruppe wird das Gemeinschaftsgefühl gefördert. Bei den Erlebnisangeboten sind die Teilnehmer füreinander verantwortlich und voneinander abhängig. – So wird das Vertrauen in den Anderen  auf-  und ausgebaut. Die erlebten Grenzerfahrungen und Selbstüberwindungen stärken zudem das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, da es dabei immer Erfolgserlebnisse gibt.

Die Abteilung Kinder- und Jugendarbeit bietet in den Schulferien auch Freizeiten mit erlebnispädagogischem Schwerpunkt an. Es gibt spezielle Angebote für Jungen und Mädchen. Auch in den Jugendzentren finden sich regelmäßig Erlebnisangebote im Wochenprogramm.

Die Internationalen Wochen gegen Rassismus Saarland (IWGR) finden jährlich in den zwei Wochen um den 21. März, den internationalen Tag gegen Rassismus, statt. Hintergrund der Veranstaltungswochen sind die Geschehnisse des 21. März 1960:

Im südafrikanischen Sharpeville demonstrieren 20.000 Menschen friedlich gegen die diskriminierenden Passgesetze des damaligen Apartheid-Regimes. Die Polizei reagiert darauf mit brutaler Gewalt. 69 Menschen werden erschossen und mehr als 180 verletzt. Dieses Blutbad ging als das „Massaker von Sharpeville“ in die Geschichte ein und war, sechs Jahre später, für die Generalversammlung der Vereinten Nationen ausschlaggebend, den 21. März zum Internationalen Tag zur Beseitigung der Rassendiskriminierung zu erklären. Im Laufe der Jahre haben sich auf der ganzen Welt um diesen Tag Aktionswochen etabliert. Seit 1994 auch in Deutschland.

Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus wird nicht nur das Thema Rassismus beleuchtet, auch Themen wie Ausgrenzung, Antisemitismus, Homophobie, Rechtsextremismus und Nationalsozialismus werden angesprochen. Das Jugendzentrum Försterstraße engagiert sich in den IWGR, da besonders Jugendlichen der Einstieg in die rechte Szene durch Lifestyle–Angebote, Konzerte als gemeinschaftsstiftende Events, modische Kleidung mit offenen oder verschlüsselten rechten Botschaften sowie erlebnisorientierte Freizeitangebote vereinfacht wird.

Auch ist die Antirassismusarbeit Teil der täglichen Arbeit im Jugendzentrum, wo Jugendliche aus den verschiedensten Kulturkreisen aufeinandertreffen. Stellvertretend für den Regionalverband Saarbrücken, als Träger des Jugendzentrums, möchten wir hier die Abteilungsleitung Kinder- und Jugendarbeit des Jugendamtes zitieren: „Uns geht es in der Jugendarbeit zentral darum, Jugendlichen Lust auf Demokratie zu machen, sie für die Inanspruchnahme und Einhaltung unserer Grundrechte anzuregen und Ihnen dafür Erfahrungsräume und Gelegenheiten in unseren Jugendzentren zu schaffen.“

Mit der Teilnahme am Bundesförderprogramm „Demokratie leben! – Demokratie fördern. Vielfalt gestalten. Extremismus vorbeugen.“ will der Regionalverband Saarbrücken zivilgesellschaftlichem Engagement Gestaltungs- und Handlungsmöglichkeiten geben.

Weitere Infos: Demokratie leben! im Regionalverband Saarbrücken